Stellv. Generalinspekteur a.D. der Bundeswehr in Vechta


Vertreter der RK-Vechta mit dem Generalleutnant und stell. Generalinspekteur a.D. der Bundeswehr, Johann-Georg Dora
v.l.: Wolfgang Deutschmann, Michael Neumann, Johann-Georg Dora, Jürgen Barske, Otto Kühling

‘Die Bundeswehr – eine Friedensarmee im Krieg?!’
Unter diesem Titel fand am Samstag, den 29.09.2012 im Gasthof Moorbachhof in Vechta eine Podiumsdiskussion mit dem Generalleutnant der Luftwaffe und stellv. Generalinspekteur a.D. der Bundeswehr, Johann-Georg Dora statt. Zu diesem Samstagsforum hatte im Vorfeld der Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) Vechta, unter dem Vorsitz von Wilfried Klostermann, eingeladen.
Im Gespräch mit dem ehemaligen Redakteur der Oldenburgischen Volkszeitung, Klaus Esslinger, referierte Johann-Georg Dora über die bisherigen und zukünftigen Herausforderungen der Bundeswehr angesichts der immer komplexer werdenden globalen Risiken und Bedrohungen. Zugegen waren auch Vertreter der Reservistenkameradschaft Vechta, die sich in der anschließenden Diskussionsrunde gezielt einbringen konnten.

Von einer Verteidigungsarmee zu einer Einsatzarmee
Kurzweilig schilderte der ehemalige stellvertretende Generalinspekteur der Bundeswehr die Entwicklung der Bundeswehr von einer reinen Verteidigungsarmee hin zu einer weltweit operierenden Einsatzarmee. Ebenso wie die Bevölkerung und deren politische Vertreter der Bundesrepublik Deutschland, musste in den vergangenen zwei Jahrzehnten auch die Bundeswehr lernen, was es bedeutet, militärische Aufgaben und Verantwortungen im Rahmen verschiedener Bündnisse (EU, UNO, NATO) zu übernehmen, um als kompetenter und zuverlässiger Partner anerkannt zu werden. Dass dieser Weg nicht immer einfach war und oft auch von kontroversen Diskussionen und Gerichtsentscheidungen geprägt war und bis heute ist, stellte Johann-Georg Dora anhand zahlreicher persönlicher Erlebnisse beeindruckend dar.
Insbesondere der Blick auf die jüngsten Ereignisse in Libyen, Afghanistan, Syrien oder am Horn von Afrika zeigen nach Meinung Doras auf, dass Krisen nie eindimensional betrachtet werden dürfen, sondern mehrschichtig beleuchtet werden müssen, um bei Bedarf sowohl militärische als auch zivile Einsatzkräfte gezielt und effektiv einsetzen zu können.

Das Bewusstsein schwindet
In Anbetracht der jüngsten Bundeswehrreform und der damit verbundenen Verringerung von Bundeswehr-Standorten, entzieht sich die Bundeswehr immer mehr dem Blickfeld und der Wahrnehmung der allgemeinen Bevölkerung, so Dora. Dieses machte er an einem Beispiel fest, welches ihm vor wenigen Jahren in Berlin geschehen sei. “Nach einer Besprechung im Bundesverteidigungsministerium fuhr ich in Uniform mit meinem Auto zum Tanken an eine Berliner Tankstelle heran. Der Kassierer schaute mich beim Bezahlen verdutzt an und fragte mich, ob ich von der Wasserschutzpolizei käme”.
Dieses und ähnliche Beispiele machen deutlich, wie sehr das Bewusstsein für die Bundeswehr in der Bevölkerung schon zum heutigen Zeitpunkt geschwunden ist und wie zukünftig, insbesondere durch den Wegfall der Wehrpflicht, das Bewusstsein weiter schwinden wird.

Ausblick für die Zukunft
Eine Wahrnehmung der Bundeswehr nur noch über Schlagzeilen aus den Medien ist einer aktuellen und zukünftigen Diskussion über die Aufgaben der Bundeswehr nicht dienlich, so der Generalleutnant a.D. Weiter sagte er: “Wenn die Bevölkerung die Bundeswehr nur noch erfährt, dass wieder ein Anschlag auf Soldaten verübt wurde oder der Bundesrechnungshof das Ausgeben von Steuergeldern kritisiert, dann nehmen wir nicht mehr die Bundeswehr als Ganzes wahr.”
Dieses sei aber enorm wichtig, so Dora, um in einer öffentlichen und politischen Diskussion Position beziehen zu können, insbesondere wie der Schutz der Bundesrepublik Deutschland in Zukunft gewährleistet werden könne und wo die zukünftigen Grenzen der inneren und äußeren Sicherheit verlaufen. Die Frage, wie die Sicherheit Deutschlands und seiner Bürger gewährleistet werden kann, sei dabei nicht nur eine Aufgabe der Bundeswehr allein, sondern eine Aufgabe, die alle gesellschaftlichen Gruppen als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe angehe.

 

Kommentare sind geschlossen.