RK Vechta nimmt an Gedenkveranstaltung zur Ardennenoffensive teil

Vechta/St.-Vith – Vor 75 Jahren am 16.12.1944 um 5.30 Uhr begann mit geballtem Artilleriefeuer auf die amerikanischen Stellungen die großangelegte Ardennenoffensive. Mit dem unter strengster Geheimhaltung von Adolf Hitler persönlich erdachten und geplanten deutschen Großangriff sollte der Vormarsch der Alliierten im Westen gestoppt und die Kriegsniederlage abgewendet werden. Über die Ardennen wollten die deutschen Kampfverbände bis nach Antwerpen vorstoßen, einen Keil zwischen britische und amerikanische Verbände schlagen und deren Versorgung über den Seeweg abschneiden. Kalkül war, die westlichen Alliierten zu demoralisieren und zu einem Separatfrieden zu zwingen um sich dann auf die Abwehr der Sowjetarmee im Osten zu konzentrieren. Zunächst war der überraschende Vorstoß von über 200.000 deutschen Soldaten erfolgreich. Der ehrgeizige Plan misslang dennoch aufgrund Treibstoffmangels und des hartnäckigen Widerstands amerikanischer Einheiten an den Flanken des deutschen Vormarsches. Schließlich scheiterte das Vorhaben an der Luftüberlegenheit der alliierten Air-Force, vor der das deutsche Militär nur während einer Schlechtwetterperiode geschützt war. Die letzten Ressourcen der Wehrmacht waren nach dieser für beide Seiten verlustreichen Schlacht aufgebraucht und besiegelten letztendlich die deutsche Kapitulation im Mai 1945.

In Gedenken an den Beginn der Ardennenoffensive nahm eine Abordnung der Bundeswehr-Reservistenkameradschaft Vechta an den Veranstaltungen in der belgischen Stadt St. Vith teil. St. Vith hatte unter den Kämpfen während der Ardennenoffensive besonders stark gelitten und wurde bei einem Bombenangriff zu 90 Prozent zerstört. Die Vechtaer Reservisten hatten während einer ihrer militärhistorischen Exkursionen Reservisten der belgischen Armee kennengelernt und pflegen seitdem eine enge Partnerschaft zu den ehemaligen Militärs. Dem Freundeskreis der belgischen Reservisten gehören ehemalige Soldaten aus der Region Eupen, Malmedy und St. Vith in der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens an. Neben Französisch und Niederländisch gehört nämlich Deutsch als dritte zu den offiziellen Sprachen des Königreichs Belgien. Sie wird in Ostbelgien, das bis zum Ende des ersten Weltkriegs zu Deutschland gehörte, von dessen rund 80.000 Einwohner alltäglich gesprochen. Mit einem eigenen Ministerpräsidenten nebst Regierung und Parlament, Kultur- und Schulhoheit sowie Deutsch als Amtssprache gehören die Ostbelgier zu einer der bestgeschützten Minderheiten in Europa.

Auf Einladung des Bürgermeisters von St. Vith und dessen Gemeindekomiteés wie dort der Stadtrat heißt, stellten die Mitglieder der RK Vechta eine Ehrenformation bei der Einweihung eines Denkmals und bei dem zentralen Gedenken in der Innenstadt von St. Vith. Unter großer Beteiligung der Bevölkerung, prominenter Gäste und Veteranen gedachten sie gemeinsam mit dem US-Militär und belgischen Reservisten den gefallenen Soldaten und den zivilen Opfern. Erstmalig seit Ende des zweiten Weltkrieges waren damit Vertreter der Deutschen Bundeswehr in Uniform während der Zeremonien anwesend.  In seiner Ansprache betonte der Bürgermeister der Stadt Sankt Vith Herbert Grommes, dass „die Teilnahme der Bundeswehr-Reservistenkameradschaft aus Vechta verdeutlicht, dass die Menschen mehr denn je gemeinsam für den Frieden eintreten“. Während des anschließenden Empfangs gehörten die Reservisten aus Vechta zu den geladenen Gästen. Sie wurden Zeuge davon, wie 22 amerikanische Weltkriegsveteranen die die Kämpfe in den Ardennen miterlebt hatten, sich in das goldene Buch von St. Vith eintragen durften.

„Wir fühlen uns sehr geehrt, dass wir von der Stadt St. Vith eingeladen wurden und auf ausdrücklichen Wunsch des Bundesverteidigungsministeriums, namentlich des parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Peter Tauber, die Bundeswehr bei diesem Gedenken repräsentieren durften“, so der Vorsitzende der Reservistenkameradschaft Vechta, Unteroffizier der Reserve Alexander Esser. „Zusammen mit unseren belgischen Freunden, seit-an-seit mit den US-Amerikanern wollten wir ein Zeichen für die Völkerverständigung und für die enge Partnerschaft in unserem gemeinsamen Haus Europa setzen. Die Erinnerung an Ereignisse wie die Ardennenoffensive darf nicht verloren gehen. Denn die Lehren aus den Schrecken des zweiten Weltkrieges haben zu bald 75 Jahren Frieden in Westeuropa geführt.“
Text: Esser, RK Vechta

Fotos: Lienau, RK Vechta

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